Mittwoch, 10. Juli 2013

Politik-Modelle: Bedingungsloses Grundeinkommen

[eVorarlbergensia] Kickoff aus Vorarlberg: Der Klassiker der beiden Vorarlberger Autoren, des (Feldkircher) Jesuitenpaters Dr. Herwig Büchele gemeinsam mit der (Bregenzerin) Dr. Lieselotte Wohlgenannt  "Grundeinkommen ohne Arbeit - Auf dem Weg zu einer kommunikativen Gesellschaft" ist im Web im Volltext (über 100 Seiten) kostenlos zugänglich. 

Das Buch (1985, Katholische Sozialakademie Österreichs) ist zwar in die Jahre gekommen und somit nicht mehr brandaktuell aber doch eine feine und fundierte Einführung in die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens und ein Beitrag zur aktuellen Grundsicherungsdiskussion allemal.

Pater Dr. Herwig Büchele SJ, em. Univ.Prof. wurde 1935 in Feldkirch geboren. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und Philosophie in Innsbruck sowie Theologie in Leuven (Belgien). Er trat 1963 in den Jesuitenorden ein und wurde 1969 zum Priester geweiht. Von 1978 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 war er Professor am Institut für Systematische Theologie Fachgebiet: Moraltheologie und Gesellschaftslehre an der Universität Innsbruck, von 1995 bis 1999 Dekan der Theologischen Fakultät. Pater Dr. Herwig Büchele gilt als Vordenker in wirtschaftlichen und sozialen Fragen, der sich auch nach seiner Emeritierung hochaktuellen Themen wie der Ethik der Finanzmärkte widmet.

Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit hat auch sein gesellschaftliches Engagement Anerkennung gefunden, etwa sein Eintreten für die Global-Marshall-Plan-Initiative. 2009 wurde er mit dem Wissenschaftspreis des Landes Vorarlberg ausgezeichnet.Österreichweit bedeutsam wurde Herwig Bücheles Arbeit als Leiter der Katholischen Sozialakademie Österreichs. In den 1970er-Jahren wurde Büchele durch seine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema "Kirche und Sozialdemokratie" in einem gemeinsam mit dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky veröffentlichten Buch bekannt. Büchele war wesentlich an der Erarbeitung des Sozialhirtenbriefs der Österreichischen Bischöfe beteiligt. Der Sozialhirtenbrief erschien 1990. Noch heute ein Standardwerk ist das gemeinsam mit der gebürtigen Dornbirnerin Lieselotte Wohlgenannt herausgegebene Werk "Grundeinkommen ohne Arbeit"

Publikationen (Auswahl). Das Geld als Zauberstab und die Macht der internationalen Finanzmärkte. Wien, 3. Aufl. 2005 - Grundeinkommen ohne Arbeit. Auf dem Weg zu einer kommunikativen Gesellschaft (gem. m. L. Wohlgenannt). Wien, 2. Aufl. 1985 - Christlicher Glaube und politische Vernunft. Für eine Neukonzeption der Katholischen Soziallehre. Wien und Düsseldorf, 2. Aufl. 1990. - SehnSucht nach der Schönen neuen Welt. Thaur, 2. Aufl. 1994 - Eine Welt oder keine. Sozialethische Grundfragen angesichts einer ausbleibenden Weltordnungspolitik. Innsbruck und Mainz 1996 - Vor der Gefahr der Selbstauslöschung der Menschheit, Beiträge zur mimetischen Theorie Bd. 20, LIT Verlag Wien 2005.

Dr. Lieselotte Wohlgenannt, nach Abschluss der Handelsakademie Bregenz (Matura). 15 Jahre Export-Sachbearbeiterin in der Lebensmittelindustrie, Studium der Sozialwissenschaften in Paris (Licence-ès-sciences sociales und Doktorat), von 1968-1977 wissenschaftliche Mitarbeit im Bureau de l'Enseignement Catholique du Congo und im Secrétariat de l'Enseignement Catholique pour l'Afrique et Madagascar, seit 1977 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Katholischen Sozialakademie Österreichs in Wien (heute freie Mitarbeiterin). Arbeitsschwerpunkte Familie, Familienpolitik, Frauen/Frauenpolitik, Sozialstaat, Sozialversicherungen, Grundeinkommen, Katholische Soziallehre, Sozialethik.

Publikationen (Auswahl) zu Entwicklungspolitik und Entwicklungssoziologie (Afrika), Zukunft der Arbeit, Grundeinkommen, u.a. Grundeinkommen ohne Arbeit. Auf dem Weg zu einer kommunikativen Gesellschaft. Zusammen mit Herwig Büchele, Wien 1986; Den Öko-Sozialen Umbau beginnen: Grundeinkommen, ebenfalls mit Herwig Büchele, Wien 1990; Zuletzt: "Menschenrechte brauchen Grundeinkommen" in "Grundeinkommen - in Freiheit tätig sein", Hg. Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt - Österreich und Netzwerk Grundeinkommen Deutschland. Berlin 2006.

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1 Kommentar:

  1. Irrelevanz der Moral

    „Heute, unter der Herrschaft der Monopole, widerstreitet die Betätigung des Eigennutzes oft genug dem gemeinen Wohl. Daher die gut gemeinten Ratschläge der Moralisten und Ethiker, den Eigennutz zu bekämpfen. Sie haben nicht begriffen, dass der Eigennutz an und für sich durchaus am Platze ist, und dass es nur einige rein technische Mängel unserer Wirtschaft sind, derentwegen der Eigennutz so häufig zu Ungerechtigkeiten führt. In einer monopolbefreiten Wirtschaft hingegen, in der es nur eine Art des Einkommens, den Lohn, geben wird, laufen Eigennutz und Gemeinnutz dauernd parallel. Je mehr die Einzelnen dann, ihrem Eigennutz gehorchend, arbeiten, umso besser werden sie den Interessen der Allgemeinheit dienen.
    Der heutige endlose Widerstreit zwischen Eigennutz und Gemeinnutzen ist eine ganz zwangsläufige Folge des herrschenden Geldstreik- und Bodenmonopols. Eine von diesen beiden Monopolen befreite Wirtschaft entzieht diesem Widerstreit für immer die Grundlage, weil in ihr der Mensch aus Eigennutz stets so handeln wird, wie es das Gemeininteresse erfordert. Die seit Jahrtausenden von Religionsgründern, Religionslehrern, Philosophen, Moralisten usw. aufrecht erhaltene Lehre von der Sündhaftigkeit der menschlichen Natur wegen ihrer Eigennützigkeit findet damit ein für allemal ihr Ende. Es ist keineswegs notwendig, dass wir, diesen Lehren folgend, uns durch Äonen hindurch abmühen, um uns selbst zu überwinden, um eines Tages vielleicht doch noch gemeinnützig zu werden – sondern wir können schon jetzt, heute, in dieser Stunde, die Verbrüderung der bisherigen Widersacher Eigennutz und Gemeinnutz vollziehen. Es ist dazu nicht erforderlich, dass wir den Menschen reformieren, es genügt vielmehr, wenn wir das fehlerhafte Menschenwerk, unser Geldwesen und Bodenrecht, ändern.“

    Otto Valentin (aus „Die Lösung der Sozialen Frage“, 1952)

    Wie naiv ist es, zu glauben, die Moral könnte irgendeine Relevanz für das menschliche Zusammenleben haben, wenn die grundlegendste zwischenmenschliche Beziehung, das Geld, nur in der Form eines primitiven Ausbeutungsmittels (Zinsgeld) existiert, das prinzipbedingt zu systemischer Ungerechtigkeit (Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, sowohl innerhalb der Nationalstaaten als auch zwischen den Staaten) und damit zwangsläufig zu Massenarmut, Umweltzerstörung, Terrorismus und Krieg führt?

    Und wie naiv ist es weiterhin, zu glauben, die berühmteste Persönlichkeit der Welt, auf der bis heute die planetare Zeitrechnung basiert, wäre nichts weiter gewesen als ein moralisierender Wanderprediger?

    In der Tat – Dummheit ist ein unvergleichlich gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit:

    Das Jüngste Gericht

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